Wir sind am letzten Tag im Juli gegen
Mittag aufgebrochen, um nach Nord-Mallorca zu segeln.Wind und Welle
kamen aus NordOst, also genau von der Seite, was uns recht schnell
werden ließ, aber auch eine große Abdrift bescherte. Außerdem
rollte das Schiff – am Anfang wenig, am Ende beängstigend stark.
Insgesamt eine unangenehme Überfahrt.
Die meiste Zeit sind wir gesegelt, mit
bis zu 8 Knoten über Grund. Der Wind wurde immer stärker und die
Wellen immer höher. Um drei Uhr morgens hatten wir 36 Knoten wahren
Wind, gefühlte sechs Meter hohe Wellen und keine Sicht. Elli war
sowieso schon zu weit versetzt worden, um noch um Cala Formentor
herum zu kommen, deshalb entschieden wir uns mit Wind und Welle
solange parallel zu Mallorcas Küste zu fahren, bis es hell wurde.
So kamen wir nach Puerto de Soller. Man
segelt dort auf eine riesige Felswand zu, ohne irgendeine Öffnung
ausmachen zu können. Erst im letzten Moment ist die Einfahrt zu
sehen. Wir sind einfach einem anderen Segler gefolgt, der scheinbar
auch dort hin wollte und sich hoffentlich besser auskannte als wir.
Das hat geklappt:)
Danach haben wir uns mit täglichen 3-4
Stunden Motorfahrten an der Küste bis Santa Ponsa entlang
geschummelt. Dort hatten wir, nach einer wilden Ankernacht einen
Knoten in der Ankerkette. Einen richtigen Schuh-Zubinde-Knoten ohne
Schleife mit viel Seegras drin. Es ist uns ein Rätsel, wie sowas
geht, da sich der Anker auch noch freundlicherweise beim Ankern an
einem Seekabel festgehalten hatte.
Im einer kleinen Kneipe namens „König
von Mallorca“ hatte Jürgen Drews zufällig einen seiner
wöchentlichen Auftritte. Nachher haben wir noch einige Fotos mit ihm
zusammen gemacht.
In Cala Major wurde für viel Geld der
Watermaker repariert. Die Osmosefilter mussten ausgetauscht werden
und die Hochdruckpumpe leckte.
Vor El Arenal sind wir morgens recht
früh vor Anker gegangen. Etwas entfernt war nur eine kleine Boje zu
sehen. Ansonsten platte See und keine anderen Schiffe. Etwa um 0900
kam ein Zodiac mit 4 riesigen Bojen an Bord an gesaust und verteilte
diese in einem großen Quadrat um uns herum. Eine Stunde später
tuckerte ein Ponton ähnliches Gefährt, mit Tauchausrüstungen und
einigen Jetski drauf, heran und machte an der kleinen Boje fest.
Etwas später kam ein Jetski zu uns herüber. Der Mensch darauf gab
uns zu verstehen, dass wir uns mitten in deren Gebiet befinden und
fragte freundlich, ob wir nicht woanders ankern könnten. Wir sind
also Anker auf gegangen und haben circa 300 Meter verlegt.
Außerdem haben wir uns den Bierkönig
angesehen, der Mittags schon proppenvoll mit Partymenschen ist. In
den anderen Partztempel kommt man mit Kindern nicht rein. Insgesamt
kann ich Partysüchtigen nur empfehlen nach El Arenal zu reisen.
So haben wir drei Wochen um Mallorca
verbracht, zwischendurch immer mit viel schwimmen von Bord aus.
Außerdem haben wir hier springende Tunfische und Schwertfische
gesehen.
Die Überfahrt nach Ibiza war eine
sonnige, rollige Tagestour mit Wind auf die Nase. Also motoren –
wie schön. Wegen der Wetterverhältnisse sind wir nach Portinax
ausgewichen. Die folgende Nacht war sehr schwellig, daher sofortige
Verlegung am Morgen danach in die Hippibucht Punta de Cova. Hier hat
es uns so gut gefallen, dass wir gleich vier Tage geblieben sind. Am
Strand trommeln die Althippies jeden Abend den Sonnenuntergang herbei
und es gibt dreimal in der Woche einen Hippi-Markt, damit man sich
Standes gemäß einkleiden kann.
Danach Verlegung nach San Antoni für
einen guten Absprung zurück zum Festland.
San Antoni ist eine Hafenstadt mit
überwiegend englischen Party-Touristen. Direkt am Hafen gibt es
jeden Abend Kirmes mit Karussells und Fressbuden. Uns hat es gut
gefallen. Von hier sind wir mit einem Mietwagen nach Ibiza-Stadt und
etwas über die Insel gefahren.
Für die Überfahrt zum Festland haben
wir uns diesmal einen Törnplan erstellen lassen, um wenigstes einmal
eine nette, gemütliche Fahrt zu haben. Das hat auch wunderbar
funktioniert. Für die 51 Nautischen Meilen nach Descubridor haben
wir, bei 15 kn Wind, Sonnenschein und platter See, etwa 10 Stunden
gebraucht. Die ganze Zeit über war Land in Sicht – erst Ibiza,
dann Ibiza und Festland, dann nur Festland Spanien.
Auf dem Weg nach Gibraltar haben wir
noch eine nette Hippiebucht gefunden. Hier wohnen einige Alt-Punks in
ausgebauten, natürlichen Höhlen, ohne Anschluss ans Straßen- und
Abwassernetz, das ganze Jahr über. Elektrizität kommt aus
Solarzellen. Einige Leute haben dort eine Höhle und kommen jedes
Jahr für einige Wochen zum Urlaub, während sie den Rest des Jahres
in der Heimat leben und arbeiten.
Das Gegenteil hierzu war Benalmadena.
Ein Segelhafen, der wie eine kleine Stadt in der Stadt aufgebaut ist.
Hier kann man sich zum Liegeplatz auch gleich noch die passende
Wohnung kaufen. Im Bereich der Marina gibt es Einkaufmöglichkeiten,
Restaurants und Freizeitbeschäftigung für alle.
In Cartagena haben wir das erste
ARC-Boot getroffen und auch das erste Boot mit kleinen Kindern, mit
denen Mathis und Emma spielen konnten.
Auf der Fahrt von Cartagena nach
Benalmadena hörten wir über Funk, dass ein Bötchen mit 52
Flüchtlingen vor der afrikanischen Küste gesichtet wurde. Gegen
Abend kreuzte uns, in kurzer Entfernung, ein Schnellboot der
spanischen Küstenwache mit diesen Flüchtlingen an Bord und deren
schwimmendem Gefährt im Schlepptau.
Den ersten Absprung von Benalmadena
nach Gibraltar haben wir auf Grund von Wetter abgebrochen und sind in
Fuengirola erstmal tanken gefahren.
Am nächsten Morgen sind wir Anker auf
gegangen. Es folgte eine wunderbare Fahrt nach La Linea mit
Sonnenschein, wellenloser See und einer Sicht von etwa 70 nm bis
Nordafrika. Um so näher wir dem Felsen kamen, um so mehr Delphine
begleiteten uns. Es war herrlich.
Um den Affenfelsen herum muss man sich
durch eine Menge auf Reede liegender Tanker-, Container- und
sonstiger großer Schiffe hindurch mogeln, bis man in La Linea
einlaufen kann.
Wir sind dort gleichzeitig mit Armin
und Marisol von der Tayrona angekommen. Das Schweizer Schiff hatten
wir auf Mallorca schon kennen gelernt. Zwei Tage später kam noch
Stefan von der SoulMate dazu.
Von La Linea ist es ein Fußweg zur
Grenze. Nach der Passkontrolle überquert man die Landebahn des
Flughafens von Gibraltar und nach weiteren 15 Minuten Gehweg befindet
man sich in der Innenstadt. Uns hat Gibraltar sehr gut gefallen. Wir
sind mit der Seilbahn auf den Affenberg. Um die Aussichtsplattform
sind sehr viele Affen. Einer hat Emma einen Apfel weggenommen, worauf
unsere Vierjährige sehr empört war.
Nach einer Woche tat sich ein
Wetterfenster auf, das wir uns von Wetterwelt nochmal bestätigen
haben lassen. Dann sind wir am 24.09.2016 um vier Uhr morgens
aufgebrochen, um auf die Kanaren zu kommen. Die Fahrt dauerte vier
Tage und vier Nächte. Wir hatten achterliche Winde zwischen 36
Knoten und fast Flaute.
In der ersten Nacht, um zwei Uhr
morgens, ist das Parasailorfall gebrochen. Das Segel fiel ins Wasser,
das Schiff fuhr drüber weg und der Parasailor verfing sich irgendwo
unter dem Schiff. Die vorderen Navigationslichter hat er auch gleich
mitgenommen. Übers Heck konnten wir ihn wieder bergen – komplett
mit Leinen und zerfetztem unterem Drittel. Der Flügel war
unbeschädigt. Nach den Schock sind wir erst mal drei Stunden motort,
bevor wir wieder Segel gesetzt haben.
Am letzten Tag der Überfahrt befanden
wir uns früh morgens, bei schlechter Sicht und hohen Wellen, etwas
nordöstlich von Lanzarote, als ich auf meinem Handy eine Nachricht
empfing. Tayrona und SoulMate machten sich Sorgen um uns wegen des
Wetters und wollten wissen wie es uns geht und wo wir sind.
Wir haben uns dann kurz entschlossen zu
versuchen auch nach La Graciosa zu kommen, was laut Navionics
ungefähr eine Stunde dauert sollte.
Dazu mussten wir nördlich um Lanzarote
herum, querab zu Wind und Welle. Das ging erstaunlich gut. Wir sind
richtig schnell geworden, trotz relativ hoher Wellen.
Südlich von Graciosa haben wir dann
zwei Tage geankert bevor wir nach Marina Rubicon im Süden von
Lanzarote gefahren sind.
Die Marina Rubicon ist wirklich eine
eigene Stadt in der Stadt und wirklich zu empfehlen.
Lanzarote haben wir mit dem Auto
erfahren. Es ist eine wunderschöne Insel aus rotem bis schwarzem
Lavagestein. Wir haben uns den Vulkankraterpark angeschaut und unsere
Hähnchen über Lava grillen lassen. Außerdem haben wir eine
„bewohnte“ Lavatube besichtigt, die wunderschön hergerichtet war
und an Computerspiele wie Myst erinnert.
Nach 5 Tagen sind wir direkt nach Las
Palmas de Gran Canaria gefahren, um den Parasailor noch vor der
Atlantiküberquerung reparieren lassen zu können. Das sind ca. 100
nm und hat 19 Stunden gedauert. Wir sind morgens um 0430 im Hafen von
Las Palmas ohne Probleme angekommen.
Und hier sind wir nun seit 5 Wochen und
arbeiten am Schiff. Den reparierten Parasailor hat Thomas gerade
abgeholt. Inzwischen sind wir hier sechs deutschsprachige Schiffe, 2
oder 3 norwegische Schiffe, ein französisches und ein englisches
Schiff mit Kindern an Bord. Die Kinder sind zwischen 4 und 12 Jahre
alt und verstehen sich sehr gut. In einer Woche geht es los über den
Großen Teich. Die Liste der Dinge, die wir noch machen wollen wird
nicht kürzer und ich glaube nicht, das wir alles noch vor Sonntag
schaffen. Wir haben nur zweimal ausgespannt – einmal sind wir nach
Maspalomas in die Dünen zum Schwimmen gefahren und einmal auf den
Vulkan über die Wolken, um dieselben von oben zu betrachten. Dort
haben wir auch eine Menge Esskastanien sammeln können.
Sonntag war die Eröffnungszeremonie
der ARC mit der Parade der Nationen. Am nächsten Sonntag, dem 20.11.2016 fällt
der Startschuss der ARC 2016 – dann geht es nach St. Lucia in der
Karibik.
Hallo Ellis,
AntwortenLöschenalles Gute für eure Überfahrt! Wir drücken euch die Daumen :-) Wir haben schon den Racetracker gebookmarked und tracken euch mit bis St Lucia. Viele Grüße von der Luna Crew (die mit den Kids aus Cartagena)