Mittwoch, 16. November 2016

Weiterfahrt


Wir sind am letzten Tag im Juli gegen Mittag aufgebrochen, um nach Nord-Mallorca zu segeln.Wind und Welle kamen aus NordOst, also genau von der Seite, was uns recht schnell werden ließ, aber auch eine große Abdrift bescherte. Außerdem rollte das Schiff – am Anfang wenig, am Ende beängstigend stark. Insgesamt eine unangenehme Überfahrt.
Die meiste Zeit sind wir gesegelt, mit bis zu 8 Knoten über Grund. Der Wind wurde immer stärker und die Wellen immer höher. Um drei Uhr morgens hatten wir 36 Knoten wahren Wind, gefühlte sechs Meter hohe Wellen und keine Sicht. Elli war sowieso schon zu weit versetzt worden, um noch um Cala Formentor herum zu kommen, deshalb entschieden wir uns mit Wind und Welle solange parallel zu Mallorcas Küste zu fahren, bis es hell wurde.
So kamen wir nach Puerto de Soller. Man segelt dort auf eine riesige Felswand zu, ohne irgendeine Öffnung ausmachen zu können. Erst im letzten Moment ist die Einfahrt zu sehen. Wir sind einfach einem anderen Segler gefolgt, der scheinbar auch dort hin wollte und sich hoffentlich besser auskannte als wir. Das hat geklappt:)

Danach haben wir uns mit täglichen 3-4 Stunden Motorfahrten an der Küste bis Santa Ponsa entlang geschummelt. Dort hatten wir, nach einer wilden Ankernacht einen Knoten in der Ankerkette. Einen richtigen Schuh-Zubinde-Knoten ohne Schleife mit viel Seegras drin. Es ist uns ein Rätsel, wie sowas geht, da sich der Anker auch noch freundlicherweise beim Ankern an einem Seekabel festgehalten hatte.
Im einer kleinen Kneipe namens „König von Mallorca“ hatte Jürgen Drews zufällig einen seiner wöchentlichen Auftritte. Nachher haben wir noch einige Fotos mit ihm zusammen gemacht.

In Cala Major wurde für viel Geld der Watermaker repariert. Die Osmosefilter mussten ausgetauscht werden und die Hochdruckpumpe leckte.

Vor El Arenal sind wir morgens recht früh vor Anker gegangen. Etwas entfernt war nur eine kleine Boje zu sehen. Ansonsten platte See und keine anderen Schiffe. Etwa um 0900 kam ein Zodiac mit 4 riesigen Bojen an Bord an gesaust und verteilte diese in einem großen Quadrat um uns herum. Eine Stunde später tuckerte ein Ponton ähnliches Gefährt, mit Tauchausrüstungen und einigen Jetski drauf, heran und machte an der kleinen Boje fest. Etwas später kam ein Jetski zu uns herüber. Der Mensch darauf gab uns zu verstehen, dass wir uns mitten in deren Gebiet befinden und fragte freundlich, ob wir nicht woanders ankern könnten. Wir sind also Anker auf gegangen und haben circa 300 Meter verlegt.
Außerdem haben wir uns den Bierkönig angesehen, der Mittags schon proppenvoll mit Partymenschen ist. In den anderen Partztempel kommt man mit Kindern nicht rein. Insgesamt kann ich Partysüchtigen nur empfehlen nach El Arenal zu reisen.

So haben wir drei Wochen um Mallorca verbracht, zwischendurch immer mit viel schwimmen von Bord aus. Außerdem haben wir hier springende Tunfische und Schwertfische gesehen.

Die Überfahrt nach Ibiza war eine sonnige, rollige Tagestour mit Wind auf die Nase. Also motoren – wie schön. Wegen der Wetterverhältnisse sind wir nach Portinax ausgewichen. Die folgende Nacht war sehr schwellig, daher sofortige Verlegung am Morgen danach in die Hippibucht Punta de Cova. Hier hat es uns so gut gefallen, dass wir gleich vier Tage geblieben sind. Am Strand trommeln die Althippies jeden Abend den Sonnenuntergang herbei und es gibt dreimal in der Woche einen Hippi-Markt, damit man sich Standes gemäß einkleiden kann.
Danach Verlegung nach San Antoni für einen guten Absprung zurück zum Festland.
San Antoni ist eine Hafenstadt mit überwiegend englischen Party-Touristen. Direkt am Hafen gibt es jeden Abend Kirmes mit Karussells und Fressbuden. Uns hat es gut gefallen. Von hier sind wir mit einem Mietwagen nach Ibiza-Stadt und etwas über die Insel gefahren.
Für die Überfahrt zum Festland haben wir uns diesmal einen Törnplan erstellen lassen, um wenigstes einmal eine nette, gemütliche Fahrt zu haben. Das hat auch wunderbar funktioniert. Für die 51 Nautischen Meilen nach Descubridor haben wir, bei 15 kn Wind, Sonnenschein und platter See, etwa 10 Stunden gebraucht. Die ganze Zeit über war Land in Sicht – erst Ibiza, dann Ibiza und Festland, dann nur Festland Spanien.

Auf dem Weg nach Gibraltar haben wir noch eine nette Hippiebucht gefunden. Hier wohnen einige Alt-Punks in ausgebauten, natürlichen Höhlen, ohne Anschluss ans Straßen- und Abwassernetz, das ganze Jahr über. Elektrizität kommt aus Solarzellen. Einige Leute haben dort eine Höhle und kommen jedes Jahr für einige Wochen zum Urlaub, während sie den Rest des Jahres in der Heimat leben und arbeiten.
Das Gegenteil hierzu war Benalmadena. Ein Segelhafen, der wie eine kleine Stadt in der Stadt aufgebaut ist. Hier kann man sich zum Liegeplatz auch gleich noch die passende Wohnung kaufen. Im Bereich der Marina gibt es Einkaufmöglichkeiten, Restaurants und Freizeitbeschäftigung für alle.
In Cartagena haben wir das erste ARC-Boot getroffen und auch das erste Boot mit kleinen Kindern, mit denen Mathis und Emma spielen konnten.

Auf der Fahrt von Cartagena nach Benalmadena hörten wir über Funk, dass ein Bötchen mit 52 Flüchtlingen vor der afrikanischen Küste gesichtet wurde. Gegen Abend kreuzte uns, in kurzer Entfernung, ein Schnellboot der spanischen Küstenwache mit diesen Flüchtlingen an Bord und deren schwimmendem Gefährt im Schlepptau.

Den ersten Absprung von Benalmadena nach Gibraltar haben wir auf Grund von Wetter abgebrochen und sind in Fuengirola erstmal tanken gefahren.
Am nächsten Morgen sind wir Anker auf gegangen. Es folgte eine wunderbare Fahrt nach La Linea mit Sonnenschein, wellenloser See und einer Sicht von etwa 70 nm bis Nordafrika. Um so näher wir dem Felsen kamen, um so mehr Delphine begleiteten uns. Es war herrlich.

Um den Affenfelsen herum muss man sich durch eine Menge auf Reede liegender Tanker-, Container- und sonstiger großer Schiffe hindurch mogeln, bis man in La Linea einlaufen kann.
Wir sind dort gleichzeitig mit Armin und Marisol von der Tayrona angekommen. Das Schweizer Schiff hatten wir auf Mallorca schon kennen gelernt. Zwei Tage später kam noch Stefan von der SoulMate dazu.
Von La Linea ist es ein Fußweg zur Grenze. Nach der Passkontrolle überquert man die Landebahn des Flughafens von Gibraltar und nach weiteren 15 Minuten Gehweg befindet man sich in der Innenstadt. Uns hat Gibraltar sehr gut gefallen. Wir sind mit der Seilbahn auf den Affenberg. Um die Aussichtsplattform sind sehr viele Affen. Einer hat Emma einen Apfel weggenommen, worauf unsere Vierjährige sehr empört war.

Nach einer Woche tat sich ein Wetterfenster auf, das wir uns von Wetterwelt nochmal bestätigen haben lassen. Dann sind wir am 24.09.2016 um vier Uhr morgens aufgebrochen, um auf die Kanaren zu kommen. Die Fahrt dauerte vier Tage und vier Nächte. Wir hatten achterliche Winde zwischen 36 Knoten und fast Flaute.
In der ersten Nacht, um zwei Uhr morgens, ist das Parasailorfall gebrochen. Das Segel fiel ins Wasser, das Schiff fuhr drüber weg und der Parasailor verfing sich irgendwo unter dem Schiff. Die vorderen Navigationslichter hat er auch gleich mitgenommen. Übers Heck konnten wir ihn wieder bergen – komplett mit Leinen und zerfetztem unterem Drittel. Der Flügel war unbeschädigt. Nach den Schock sind wir erst mal drei Stunden motort, bevor wir wieder Segel gesetzt haben.
Am letzten Tag der Überfahrt befanden wir uns früh morgens, bei schlechter Sicht und hohen Wellen, etwas nordöstlich von Lanzarote, als ich auf meinem Handy eine Nachricht empfing. Tayrona und SoulMate machten sich Sorgen um uns wegen des Wetters und wollten wissen wie es uns geht und wo wir sind.
Wir haben uns dann kurz entschlossen zu versuchen auch nach La Graciosa zu kommen, was laut Navionics ungefähr eine Stunde dauert sollte.
Dazu mussten wir nördlich um Lanzarote herum, querab zu Wind und Welle. Das ging erstaunlich gut. Wir sind richtig schnell geworden, trotz relativ hoher Wellen.
Südlich von Graciosa haben wir dann zwei Tage geankert bevor wir nach Marina Rubicon im Süden von Lanzarote gefahren sind.
Die Marina Rubicon ist wirklich eine eigene Stadt in der Stadt und wirklich zu empfehlen.
Lanzarote haben wir mit dem Auto erfahren. Es ist eine wunderschöne Insel aus rotem bis schwarzem Lavagestein. Wir haben uns den Vulkankraterpark angeschaut und unsere Hähnchen über Lava grillen lassen. Außerdem haben wir eine „bewohnte“ Lavatube besichtigt, die wunderschön hergerichtet war und an Computerspiele wie Myst erinnert.

Nach 5 Tagen sind wir direkt nach Las Palmas de Gran Canaria gefahren, um den Parasailor noch vor der Atlantiküberquerung reparieren lassen zu können. Das sind ca. 100 nm und hat 19 Stunden gedauert. Wir sind morgens um 0430 im Hafen von Las Palmas ohne Probleme angekommen.

Und hier sind wir nun seit 5 Wochen und arbeiten am Schiff. Den reparierten Parasailor hat Thomas gerade abgeholt. Inzwischen sind wir hier sechs deutschsprachige Schiffe, 2 oder 3 norwegische Schiffe, ein französisches und ein englisches Schiff mit Kindern an Bord. Die Kinder sind zwischen 4 und 12 Jahre alt und verstehen sich sehr gut. In einer Woche geht es los über den Großen Teich. Die Liste der Dinge, die wir noch machen wollen wird nicht kürzer und ich glaube nicht, das wir alles noch vor Sonntag schaffen. Wir haben nur zweimal ausgespannt – einmal sind wir nach Maspalomas in die Dünen zum Schwimmen gefahren und einmal auf den Vulkan über die Wolken, um dieselben von oben zu betrachten. Dort haben wir auch eine Menge Esskastanien sammeln können.

Sonntag war die Eröffnungszeremonie der ARC mit der Parade der Nationen. Am nächsten Sonntag, dem 20.11.2016 fällt der Startschuss der ARC 2016 – dann geht es nach St. Lucia in der Karibik.


1 Kommentar:

  1. Hallo Ellis,
    alles Gute für eure Überfahrt! Wir drücken euch die Daumen :-) Wir haben schon den Racetracker gebookmarked und tracken euch mit bis St Lucia. Viele Grüße von der Luna Crew (die mit den Kids aus Cartagena)

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